Globalisierung der Gleichgültigkeit? - Podium über Wirtschaft

IMG_2687.jpegVallendar. Man kann über Globalisierung und Bankenkrise schimpfen – oder man kann versuchen, etwas dagegen zu tun. Beim Podium „Globalisierung der Gleichgültigkeit? - Eine Wirtschaft, die dem Menschen dient" gab es anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Schönstatt-Bewegung zahlreiche Gedankenanregungen für Vertreter der Wirtschaft. Eduardo Jurado, Wirtschaftsprofessor aus Ecuador, skizzierte zu Beginn den Status Quo: „Die Öffentlichkeit misstraut seit der Bankenkrise den Medien, der Wirtschaft und der Regierung. Die Folge: ein schwindender Bürgergeist.“ Dies wiederum würde aber die Institutionen Medien, Wirtschaft und Staat weiter schwächen. Jurado zitierte Papst Franziskus: Ökonomischer Fortschritt sei nicht zwingend mit menschlichem Fortschritt gleichzusetzen – auch wenn dies vonseiten der Wirtschaft oft so behauptet werde.

„Ich befürworte die Marktwirtschaft“, so Jurado, „aber sie muss ausbalanciert werden durch einen Staat, der sich um seine Bürger sorgt.“ Sonst drohe eine Tyrannei des Kapitals und eine Globalisierung der Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit wiederum aber blockiere die positive Entwicklung der Wirtschaft. 

Jurado forderte einen echten Generationenvertrag zwischen den bereits Verstorbenen, den heute Lebenden und unseren noch ungeborenen Kindern. Dazu sei ein Verantwortungsbewusstsein wichtig, das die Güter der Welt für alle zugänglich machen will.

Doch: „Den Auswüchsen des Konsums zu widerstehen, ist schwer“, sagte Jurado. In der Vergangenheit habe man sich an den Börsen dieser Welt gesehen, man habe Menschen vor Augen gehabt. Heute würde nur noch mit Zahlen jongliert. „Ein Börsianer hat keine Schicksale mehr vor Augen, keine Menschen.“ Bürgerliche Tugenden – Solidarität und Mitgefühl – könnten dem entgegenwirken.

Jurado zitierte Pater Josef Kentenich, den Gründer der Schönstatt-Bewegung: „Wir müssen auf die Bedürfnisse der Zeit reagieren und zusammen gegen das soziale Elend angehen.“ Der soziale Geist müsse gepflegt werden – Rücksichtnahme, Sympathie für Schwache – und Selbstsucht und Egomanie müsse bekämpft werden.

Jurado zitierte Kentenichs Begriff der sozialen Heiligkeit: Katholische Ideale müssten in den Führungspositionen der Wirtschaft gelebt werden. Schönstatt habe hier die Aufgabe, nicht nur für eine religiöse Erneuerung der Gesellschaft zu sorgen, sondern auch bei der Lösung der sozialen Frage zu helfen.

Lothar Ruf, Dozent an der Hochschule Darmstadt und selbst Schönstätter, griff diesen Gedanken in seinem Statement auf: Er entwarf ein Modell, nach dem Führungskräfte schönstättisch ein Unternehmen leiten können. 

Erstens Vertrauenspädagogik: Die Mitarbeiter sollen dem Chef vertrauen können. Dazu, so Ruf, sollen sie möglichst viel über das Unternehmen wissen.

Zweitens Bindungspädagogik: Chef und Mitarbeiter sollen miteinander verbunden sein. Erst wenn die Arbeiter anständig bezahlt sind, darf das Management Geld verdienen.

Drittens: Freiheitspädagogik: Größtmögliche Freiheit im Unternehmen – keine Überregulierung.

Viertens Idealpädagogik: Der Chef soll die Mitarbeiter so einsetzen, wie es ihren Talenten entspricht.

Ruf forderte die Schönstätter auf, sich aktiv einzumischen.

Alan Cabello (USA) richtete den Blick auf einen weiteren Punkt der wirtschaftlichen Ethik: der Work-Life-Balance. Seine Forschungen hätten ergeben, dass viele Unternehmer bedauern, zu wenig Zeit für ihre Familien zu haben. Hier, so seine Forderung, sollten christliche Bewegungen für ein neues Bewusstsein sorgen. „Schönstatt hat auch hier eine große Verantwortung“, so Cabello.